kritische-politik.de: Die nachhaltige Gesellschaft


Saral Sarkar ISBN3-85869-227-1
Auszug aus dem Klappentext:
' Alle reden von »nachhaltiger Entwicklung«, gar von »nachhaltigem Wirtschaftswachstum«. Aber ist Nachhaltigkeit unter den Bedingungen des Kapitalismus nicht prinzipiell ausgeschlossen?
Wer gesellschaftliche Nachhaltigkeit zum Ziel hat, kann die Systemfrage nicht ausklammern. Welches sozioökonomische System bildet die besten Bedingungen für das Erreichen dieses Ziels?
Nach Saral Sarkar scheiterte das sowjetische Modell des Sozialismus hauptsächlich an den Grenzen des Wachstums. Aber auch der Kapitalismus ist seinem Wesen nach unnachhaltig und kann nicht »ökologisiert« werden. Für Sarkar ist die Idee eines ökologisch verträglichen Kapitalismus reine Illusion, weil die Verwertungslogik des Kapitals einer wirklich nachhaltigen Entwicklung entgegensteht.
Sarkar entwirft deshalb die Vision einer grundsätzlich anderen Zukunft. Er ist überzeugt, dass eine neuartige sozialistische Ordnung notwendig ist, wenn wir die gegenwärtige globale ökologische und soziale Krise überwinden wollen. Sein Öko-Sozialismus wird Überfluss und Konsumtaumel nicht mehr zulassen, wohl aber einen echten Fortschritt der Menschheit ermöglichen.'


Sarkar steht politisch klar links. Trotzdem benutzt er in seinem Buch keinen marxistischen Jargon. Das tut seiner Argumentation aber keinen Abbruch.
Problematisch ist, dass er mit unsicheren Daten argumentieren muss - alle Daten über Rohstoffvoräte und insbesondere über mögliche technischen Entwicklungen sind nunmal unsicher.
Sollte es z.B. in absehbarer Zeit gelingen die Kernfusion 'wirtschaftlich' (das meint, daß nach Abzug der Energiewerte (1) fuer Herstellung, Unterhaltung, 'Umweltverträglichkeit' und Verschrottung eine nenenswerte positive Energiebilanz übrigbleibt) zu gestalten, so ist es denkbar, daß der Kapitalismus sich wieder einmal erneuert/regeneriert - vorausgesetzt, dass die Menschen den Kapitalismus nicht voher zum Teufel jagen, aufgrund wachsender unzumutbarer Lebensbedingungen für die Mehrheit.
Weiterhin ist Sarkar meiner Ansicht nach zu pessimistisch, was die technische Entwicklung von Energiegewinnung, Energieeffiziens und Energietransport aus erneuerbaren Energiequellen betrifft.
Beispielsweise könnte Energietransport und Verbrauch mit Silizium-Wasserstoffverbindungen effektiver und umweltfreundlicher sein (aus dem Auspuff eines Fahzeuges käme Sand!).
Mit der Nanotechnologie könnten äusserst stabile, langlebige und leichte Werkstoffe hergestellt werden. Damit könnte man z.B. Fahrzeuge, die beim Bremsen die Energie an schnell drehende Massekörper abgeben und beim Anfahren wieder nutzen, bauen und den Verbrauch weit unter 3 Liter / 100 Km senken.(2)

Sarkar setzt voraus dass die menschliche 'Knochenarbeit' entschieden weniger Energie verbraucht als maschinelle Produktion; dies ist wahrscheinlich zu pessimistisch.
Trotzdem muss eine zukünftige Gesellschaft die Probleme lösen, die Sarkar in seinem Buch anspricht.
Seine Aussage:
'Jede Konzeption einer annehmbar guten Gesellschaft sollte sich auf ausreichendes Wissen über die grundlegenden materiellen Bedingungen unserer Existenz stützen - sowohl diejenigen, die uns gegeben sind, wie auch diejenigen, die wir geschaffen haben.'
gilt auch für die Linke, die dies bis jetzt zu wenig berücksichtigt, wie nachfolgende Zitate (3) belegen.
Zitat aus dem Aktionprogramm der Gruppe Arbeitermacht : 'Wer nicht in der Lage ist, den Kampf um höhere Löhne, gegen Entlassungen, für demokratische Rechte oder gegen den Krieg zu führen, der wird auch keine Revolution durchführen können.'
Zitat aus junge-linke.de/ueber_uns.html:
'Krieg den Hütten - Paläste für alle'.
Bei den MG's ist es bis jetzt noch üblich, Leute als elitär zu bezeichnen, die darauf hinweisen, daß dicke Autos für alle in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr möglich sind. Vor lauter Kritik des Kapitalismus vergessen die zur Zeit noch die Naturwissenschaften.

Der Kampf muss auch geführt werden gegen die gefährlichen Bestrebungen in Computertechnologie, Nanotechnologie und Biotechnologie! Siehe z.B.: Die Darwin AG.

Nachfolgend noch eine lesenswerte Besprechung von Sarkars Buch mit der ich - wie aus obigem zu entnehmen ist - nicht in allen Punkten übereinstimme:
geladen von: http://www.global-fatal.de/Reader/04-Sakar.htm Besprechung.
Die dort aufgeführte Formel: Umweltlast = Bevölkerung * Wohlstand * Technologie
halte ich für völlig falsch!!! Denn ein Fortschritt in der Technologie kann bei richtiger Anwendung den Verbrauch von Material beispielsweise reduzieren. Und mehr Wohstand kann sehr wohl die Umweltbelastung verringern. Beispielweise sehe ich ganz naiv befriedigendere soziale Beziehungen als Vergrößerung des Wohlstandes an!
Die Formel: Umweltlast = Bevölkerung * Materialverbrauch * Technologie-a / Technologie-n
wäre z.B. brauchbarer.
Wobei der Materialverbrauch z.B. umgekehrt proportional zur Zufriedenheit sein könnte (zufriedene Menschen brauchen keine aufwendigen Statussymbole), Technologie-a die alte Technologie, Technologie-n die Technoligie, die abwägt und auf Verringerung des Energieverbrauchs, Verringerung des Materialdurchsatzes, Haltbarkeit, etc. achtet.

Weitere Links:
www.umweltdebatte.de/gastbeitraege_dieentscheideneweichen.htm
www.geocities.com/kleineba/oekosoz.htm
www.pds-mainz.de/03_texte/texte/zukunft.htm
www.sozialismus-von-unten.de/archiv/svu6/sarkar.htm
http://www.graswurzel.net/230/mai.shtml
www.neuewege.ch/inhalt/buchhandel/rezension15.htm
members.aol.com/sozrst/0204191.htm
www.politik-buch.de/rezens/rez_sarkar.htm


(1) mit Energiewert sei im einfachen Sinne der Wert für die phsyskalische Ernergie gemeint. Das ist sicherlich problematisch und kann diskutiert werden.
(2) für den, der von Physik nichts versteht: theoretisch (im Idealfall ohne Reibungsverluste durch Reifen, Mechanik und Wind) wird keine! Energie benötigt, um ein Fahrzeug von einem Ort zu einem anderen zu bewegen, die Energie zum Beschleunigen kann beim Bremsen wiedergewonnen werden. Ubrigens ist der unvermeidliche Energieverlust durch Gegenwind proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit.
(3) natürlich belegen ein paar Zitate nichts, ich denke jedoch, dass diese Zitate beispielhaft sind.
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